Inklusion wird an der Gesamtschule Rheinbach – wir sind eine Schule für alle – als eine menschliche Grundhaltung verstanden, eine Einstellung im Umgang mit Diversität, d.h. Vielfalt bzw. Unterschiedlichkeit jeglicher Art, zu der sich alle an der Schule Beschäftigten bekennen. Dies setzt die Bereitschaft aller Beteiligten zu einer engen Teamarbeit, zum gegenseitigen Voneinander-Lernen, zum gegenseitigen Ergänzen und Unterstützen, zur gemeinsamen Verantwortlichkeit voraus.
Gemäß dem Motto „Keiner kann alles, aber jeder kann etwas und gemeinsam kann Großes gelingen“, wird an unserer Schule schon seit der Schulgründung 2014 inklusives Miteinander, erfolgreich gelebt. Mit Inkrafttreten des 9. Schulrechtsänderungsgesetztes wurde im Jahr 2013 das Gemeinsame Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung – mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf – an allgemeinbildenden Schulen gesetzlich verankert und somit zum Regelfall.
An der Gesamtschule Rheinbach werden inzwischen ca. 100 Schülerinnen mit einem oder mehreren sonderpädagogischen Förderbedarfen unterrichtet. Das sind die Förderbedarfe Lernen (LE), Sprache (SQ), Emotionale- und soziale Entwicklung (ESE), Körperliche- und motorische Entwicklung (KME), Hören und Kommunikation (HK), Geistige Entwicklung (GG), sowie Schülerinnen, mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS).
Neben sieben Sonderpädagoginnen, die fest zum Kollegium der Gesamtschule Rheinbach gehören, unterstützen im Schuljahr 2024/25 auch zwei stundenweise abgeordnete Sonderpädagoginnen von umliegenden Förderschulen, sowie sechs Multiprofessionelle-Team-Kräfte, die als Fachkräfte aus anderen Berufsgruppen (z.B. Erzieherinnen, Handwerksmeister etc.) fest eingestellt werden konnten, die inklusive Arbeit mit ihrer Fachexpertise. Pro Jahrgang werden an der Gesamtschule Rheinbach zwei bis drei Inklusionsklassen gebildet, in denen die Schülerinnen mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf zielgerichtet unterrichtet werden. Diese Klassen können in der Gesamtschülerzahl etwas abgesenkt werden. Dadurch kann eine sonderpädagogische Unterstützung und Förderung intensiver und effektiver erfolgen.
Jeder Jahrgang wird schwerpunktmäßig von einer Lehrkraft für Sonderpädagogik betreut, die in der Regel auch fest zu einem Klassenleitungsteam gehört und in allen Inklusionsklassen unterrichtet. Während die Sonderpädagoginnen die ihnen zugewiesenen Jahrgänge aufsteigend begleiten, sind die MPT-Kräfte jeweils einem bestimmten Jahrgang fest zugeordnet. Alle Sonderpädagoginnen und MPT-Kräfte bilden unter Beteiligung der Schulleitung das ´GU-Team´ der Schule. Dieses tagt wöchentlich zu einem festen Zeitpunkt und dient dem notwendigen und intensiven Austausch der Kolleginnen untereinander und ist gleichzeitig bei Bedarf auch Anlaufstelle für alle Kolleginnen, Schulbegleitungen etc..
Es ist für alle an der Schule unterrichtenden Lehrerinnen eine pädagogische Herausforderung, den Fokus auf das Erkennen und Wertschätzen von Stärken und Talenten sowie auf das Annehmen von Schwächen und Unterstützungsbedürfnissen zu legen. Alle Schülerinnen werden durch kooperative Arbeitsformen, die Gestaltung einer positiven Lernumgebung und individueller Förderung in ihrem Lernprozess unterstützt.
Durch individuelle Fortbildungen und Beratungen durch die schuleigenen Fachkräfte, sowie die Teilnahme an pädagogischen Tagen für das komplette Kollegium bilden sichdie Lehrkräfte stetig weiter, um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden.
Inklusion heißt in der Unterrichtspraxis: Alle arbeiten am selben Thema – aber nicht von allen wird dasselbe gefordert. Diesem Anspruch mit einer Vielzahl an Differenzierungsmöglichkeiten und individuellen Lernzugängen gerecht zu werden, ist tagtäglich eine große Herausforderung. Damit diese Arbeit Früchte trägt, bedarf es einer ständigen Kooperation und des regen Austauschs der Kolleginnen untereinander, sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeiterinnen, Beratungslehrerinnen, Ärztinnen, Therapeutinnen, Schulbegleiterinnen, dem Jugendamt, der Agentur für Arbeit, Ausbildungsbetrieben etc..
Die Bereitschaft zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit auf Seiten der Eltern ist ebenfalls unverzichtbar. Aus den Erfahrungen der vergangenen Schuljahre haben sich verschiedene Bausteine ergeben, die Stück für Stück zu einem inklusiven Gesamtkonzept zusammengeführt wurden
Autorin: Birgit Beißel, Sonderpädagogin und Koordinatorin Gemeinsames Lernen, September 2024